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Florentine Joop Bilder - Interview zu ihrer Kunst-Ausstellung

Florentine Joop über ihre Bilder, Märchen und Geister

Florentine Joop über ihre Bilder, Märchen und Geister

Künstlerin Florentine Joop gibt im persönlichen Interview Einblicke in ihr Schaffen. Es geht um ihre Kunst, was sie an Märchen liebt, wie ein Faktencheck bei Märchen aussieht und sogar um Spuk und Geister. 

"Wie viele Prinzessinnen werden am Ende eines Märchens von einem Prinzen gerettet?"

Florentine Joop

Das Interview ist spontan zur Eröffnung der Kunstausstellung von Florentine Joops “Sehen und Gesehen werden” entstanden. Du kannst es dir im Video anschauen oder hier nachlesen. 

1 Kennenlernen in der Galerie zum WGT Leipzig

Susann Höhne: Wir beginnen mit unserem Kennenlernen. Wir haben uns dieses Jahr zum Wave Gotik Treffen (WGT) in Leipzig kennengelernt.  


Florentine, du hast zusammen mit Holger Much ein Buch geschrieben: “Und wenn wir nicht gestorben sind”. Der vielseitige Künstler Holger Much stellt seine Werke schon seit vielen Jahren hier in der Galerie aus und war schon oft zu Gast. Ja, und deswegen hat Holger dich mit hierher gebracht. 


Forentine Joop: Er hat mich sozusagen mitgeschleift. Also so wie so ein kleiner Jagdhund (blickt zu meinem Dackel), er hat mich erlegt und vor deine Tür gelegt. (Lachen) Uiii, ganz so dramatisch war es nicht. 

Künstlerin Florentine Joop und Galeristin Susanne Höhne
Florentine Joop und Susanne Höhne - Foto: Jea Pics

2 Was fasziniert dich an Grimms Märchen?

SH: Kannst du erklären, was die Faszination an Märchen für dich ist, und warum gerade Grimms Märchen?

Florentine Joop: Es gibt ein paar literarische Schätze, die zur Weltliteratur gehören. Die Bibel, ja, den gleichen Bekanntheitsgrad haben Grimms Märchen. Und dann kommt da noch die griechische Mythologie. 

Für mich ist es einladend, sich mit diesen Dingen neu zu befassen, weil fast alle damit Berührungspunkte haben. Ein paar beschäftigen sich weiter damit und finden es spannend, so wie ich. 


Gerade heute habe ich einen Artikel geschrieben über die Zeit, in der wir jetzt leben, in der es wieder die mittelalterlichen Probleme gibt. 

Na, wir leben wieder in Zeiten von Krieg, in Glaubenskriegen, wir haben es mit Krankheiten zu tun, die irgendwie neu sind und wir sind bedroht von Schlechtwetter, was die Ernten bedroht und überhaupt von einer unsicheren Zukunft. 


Und das sind die genau die Zeiten, in denen diese Märchen geschrieben wurden und für die diese Märchen geschrieben wurden.  

"Die Märchenhochzeit oder der Märchenwald - über diese Begriffe sollte man gut nachdenken."

Florentine Joop

Denn schaut man genauer hin, geht es in den Märchen nicht gerade märchenhaft zu, sondern eher rau. 

Ziwchen Gut und Böse - Ja, das finde ich so spannend, genau damit beschäftige ich mich, denn genau das ist ja in den Märchen nicht immer klar. 


Die Erfindung der Stiefmutter, das ist ja was, was uns geschenkt wurde, das war die erste Zensur. Denn am Anfang war das die Mutter. Aber dann wurde gesagt: Das können wir nicht machen, die Figur der Mutter muss gut bleiben. 


Auch heute in der Moderne finden wir die gleichen Probleme wie damals, die haben sich nicht geändert. 


Die ewigen Wahrheiten, so wie in der griechischen Mythologie, das ist es, was mich so daran fasziniert. 



3 Das Märchen von der Prinzessin und dem Fuchs

SH: In deinen Bildern, gerade in den Aquarellen, sieht man ja immer einen Menschen und ein Tier. Es geht ja um das Sehen und Gesehen werden, was ja auch der Titel der Ausstellung ist. 

Der Mensch hält das Tier, aber man weiß nicht, wer wen beschütztz. 

Ein Bild, was ich besonders mag, ist die Prinzessin und der Fuchs. Das beruht auch auf einem Märchen, oder?

Florentine Joop: Bei diesem Bild war es so, das ich ausnahmsweise das Bild zuerst gemalt habe. Dann stellte ich fest, dass es gar kein Märchen der Gebrüder Grimm gibt, in dem ein Fuchs und ein Mädchen vorkommen. 


Also habe ich recherchiert und herausgefunden: 

Doch. Es gibt ein Märchen - Die Prinzessin mit dem Fuchs. Und zwar von einer KI  (Künstliche Intelligenz)  geschrieben. Dazu hat man alle Märchen der Gebrüder Grimm an die KI gefüttert und die hat dann das Märchen ausgespuckt. Ich schwöre, ich hab es erst hinterher erfahren.


SH: Bei dir war es eben schon im Kopf.


Florentine Joop (lacht): Ja, ich bin eine KI, jetzt können wir es ja sagen. 

4 Malerei von Florentine Joop: Melancholie & Beziehungen

SH: Jetzt habe ich noch eine Frage zu deinen Bildern der Ausstellung, die der Malerei zu zuordnen sind. 

In einem Raum der Ausstellung sehen wir deine Gemälde auf Leinwand. Das sind eher größere Formate und sie haben andere Themen, wir sind hier nicht mehr bei den Märchen. 


Hier zum Beispiel die Bilder “Der Tod und das Mädchen”, “Die Erinnerung” oder der riesige Engel. 


Sie wirken eher düster, und gleichzeitig klar durch die schönen Farben.




Welches Thema verbindet die Bilder? Kannst du uns ein, zwei Tipps zum Entschlüsseln deiner Werke geben? 

Florentine Joop: Es geht um das, was man fühlt, wenn man die Bilder anguckt. Die Themen sind Beziehungen und Melancholie. 

"Beziehungen. Melancholie. Das sind die großen Gefühle, an die man sich ran wagen muss im Leben, sonst wird es langweilig. "

Florentine Joop

SH: Du meinst, gerade wenn es einem ein bisschen Furcht einflößt auf den ersten Blick, sich dann trotzdem da ranzutrauen und sich damit auseinanderzusetzen und es für sich anzunehmen?


Florentine Joop: Ja, das ist wie das große Bild hier: "(Now there is light on planet earth"). 

Der gefallene Engel, der eigentlich was Gutes tun wollte und falsch verstanden wurde und dann bestraft wird und der mit Melancholie die Strafe erwartet, die auf ihn zukommt. 

Dieses Gefühl, was geleistet zu haben, sich so bemüht zu haben und dazu doch das Gefühl des Scheiterns und gleichzeitig viel Hoffnung da drin zu haben.


So was macht das mit mir. 

"Die Malereien sind ein bisschen schwieriger, die sind für mich auch mehr - in dieser Kunst transportiere ich andere Gefühle als in meinen Zeichnungen."

Florentine Joop

5 Florentine Joop: Vielseitige Künstlerin mit ADHS

SH: Du malst nicht nur, sondern du schreibst auch. Was machst du eigentlich noch alles?

Florentine Joop: Ich unterrichte. Das, was ich mache, unterrichte ich auch. 

Was mache ich noch? 

Kuratiere, manchmal, nicht mehr so viel, aber nächstes Jahr wieder mehr. Ich bin in so einem Künstlerinnen-Kollektiv, wo wir
thematische Ausstellungen machen.

Bücher und Artikel schreiben …


SH: … Workshops mit Kindern?


Florentine Joop: Ach Gott ja. Kinder, Unterrichten, Workshops, Lesungen. 

Ja, also so alles, was man so macht, damit ich mich nicht so schnell langweile, denn als mit ADHS geplagter Mensch, der langweilt sich dann immer ganz schnell und dann muss schnell das andere her. 

Und im nächsten Jahr gibt es sogar schon Lesungen, also musikalische Lesungen, das wird jetzt angegriffen das Thema. 

SH: Ja, davon habe ich schon gehört. Mit Luci van Org, richtig?


Florentine Joop: Ja, wir sind wie Geschwister, seit der Geburt getrennt. Jetzt haben wir uns wieder gefunden und wollen jetzt gemeinsam durch die durch die Lande touren. Es gibt genau einen Termin schon, aber ansonsten haben wir schon vieles, vieles vor.


SH: Ich glaube, da müssen wir noch einen weiteren Termin hier planen. 

SH (zum Publikum): Also kennt ihr Luci van Org? Sie war mal sehr bekannt als Lucilectric, sie hatte da einen Hit bzw. mehrere Hits, z.B. "Weil ich ein Mädchen bin”. 


Und sie macht jetzt viele andere Sachen. Sie macht Regie, schreibt Drehbücher …

Florentine Joop: Ja, sie schreibt, viele Drehbücher vor allem. 

SH: Sie hat jetzt auch wieder ein Buch rausgebracht, da war ich dieses Jahr zur Lesung: "Wir fünf und ich und die Toten".

Florentine Joop:  Und sie hat Kunst studiert. Das ist also so - der Holger, die  Luci und die ich, wir haben das selbe Problem: Einfach zu viel - zu viel im Kopf. Das muss irgendwie auf verschiedene Arten raus. Es reicht nicht, dass wir das nur in einer Art und Weise machen. 

"Ich bewundere Leute, die das können, die an einer Sache bleiben. Die gibt's wirklich. Das ist wirklich toll, aber ich kann das leider nicht."

SH: Dann bist du ein sogenannter Scanner-Typ. 


Florentine Joop: Wie bitte? Luci hat gesagt, ich soll crossmedial sagen. Hab ich von ihr gelernt. 

Wasist ein Scanner? 


SH: Scanner sind Menschen, die nicht ständig bei einer Sache bleiben, sondern die wie so ein Biene von Blüte zu Blüte fliegen, und überall mal naschen. 


Florentine Joop: Ahso, ADHS, ja das hab ich. Schon als Kind. Also Scanner. Klingt gut. Scanner. Crossmedialer Scanner. 

Florentine Joops Bilder in der Ausstellung - Blick ins Schaufenster der Kunstgalerie
Florentine Joops Bilder in der Ausstellung 

6 Warum ist Malerei am schwierigsten?

SH: Also ich wollte fragen, ob es eine bevorzugte Art gibt, deiner Kreativität Ausdruck zu geben.   


Florentine Joop: Aiaiaiai, nein. Also am einfachsten für mich ist immer noch Zeichnen, das ist die Basis. Das schwierigste für mich ist die Malerei. 


Ein Bekannter von mir hat mal gesagt, das ist Therapie ohne Therapeuten. 


Bei der Malerei kann man sich nicht verstecken. Die Gefühle werden einfach transportiert. 

Bei der Zeichnung kann man sich auf die Akademie verlassen und da etwas zurücktreten. Das ist sehr abstrahiert. 


Die Malerei, wenn sie gut sein soll, wenn sie echt sein soll, dann nimmt und gibt man immer ein Stück von sich mit hinein ins Bild. Nur dann ist sie relevant und ohne das muss man sie nicht machen. 


Für mich ist das der schwierigste Prozess und das einfachste ist das Zeichnen. 


(Applaus) 

7 Was passiert in den Märchen-Workshops?

SH: Zum Thema Märchen-Workshops mit den Kindern. Was genau machst du da, was lernen die Kinder da und wäre es vielleicht auch ein Workshop für Erwachsene?


Florentine Joop: Also ich habe damit angefangen, als diese Kinder, die ich da mitgebracht habe (zeigt auf ihre 3 Kinder im Publikum), spontan mal für ein halbes Jahr keinen Lehrer hatten. 


(Lachen aus dem Publikum)

Das ist heute so, ja ein halbes Jahr. 


Da habe ich mich angeboten, einmal die Woche einen festen Termin mit den Kindern zu haben, damit sie jemanden haben, der immer für sie da ist und zu dem
sie kommen können.


Ich habe mir gedacht, es ist total lame (lahm), einfach nur die Geschichten vorzulesen, weil die kennen sie schon. Da habe ich mich gefragt: Was mache ich mit den Geschichten?


So kam es zum ersten Workshop mit dem Märchenprinzen. Ich habe die Kinder gefragt:


Wie viele Prinzessinnen werden am Ende des Märchens von einem Prinzen gerettet? 


Und diese Frage stelle ich dann auch einmal hier. (Frage geht an das Publikum)

  • Einer sagt immer “Alle”,
  • der zweite sagt “Nein”, 
  • dann sagt jemand: “Zehn”. 
     
  • Dann sagt einer:" Doch, ich weiß, in welchem Märchen." 
  • Dann sagt Rebecca (ihre jüngste Tochter im Publikum zählt auf): “Schneewittchen, Dornröschen.”

Florentine Joop (zu ihrer Tochter): 

Schneewittchen - hä, Dornröschen - hä, ich habe sie dir gerade alle vorgelesen, die Märchen. 


Florentine Joop (zu Allen): 

  • Viele sagen Rapunzel, was mich total wundert. 
  • Dann sage ich: “In keinem.”
  • Die Kinder: “Doch.” 
  • Ich so: “Nein.” - “Doch” 
  • Also sage ich: “Ja, wie könnte man das rausfinden?” 
  • Die Kinder sagen: “Ja, weiß ich auch nicht.” 

"Meine Antwort: Ihr müsst die Fakten checken, das ist ganz wichtig. Holt euch die Infos und die Fakten. Die Fakten sind in diesem Buch."

Florentine Joop

Also habe ich das Buch dabei und wir lesen dann zum Beispiel das Ende von den Geschichten. 


So kann man schnell feststellen, ein kluger Bengel, oder ein kluges Mädchen sagen dann: 


Nein, kein einziges. 

  • Bei Dornröschen ist es so, da ist die Zeit vorbei und dann ist der Prinz da.
  • Oder bei Rapunzel: Nee, da ist es andersrum, da hat sie ihn gerettet.

Ahja, stimmt.


  • Nee, das ist bei Aschenputtel. Ja, hallo, der musste erst den Schuh holen … also nein, wirklich nicht!

Das ist die Erfindung des Märchenprinzen. 

Letztens haben wir etwas Neues gemacht, das fand ich auch sehr spannend.  


Wir haben einen Gerichtsprozess gemacht gegen zwei Jugendliche, die eine Frau im Wald überfallen haben und ihr das Pfefferkuchen-Rezept geklaut haben und sie ausgeraubt haben und dann haben sie sie in einen Ofen geschubst. 

Die kamen nach Hause mit Gold und Geschmeide und haben behauptet: Das war eine Hexe. Das war Notwehr.


Dann spielt einer den Anwalt, einer spielt den Verteidiger und jemand anderes spielt den Richter und dann diskutieren wir. 


Das lernen die Kinder im Workshop. Und die Erwachsenen. 

"Das ist das erste, was ich mit den Kindern mache und das ist ein großes: Ohh! Erstaunlicherweise mit den Erwachsenen auch."

Florentine Joop

SH: Also ich würde gerne mal so einen Workshop mitmachen. Jetzt habe ich richtig Lust drauf bekommen. 

Wie erfährt man von deinen Workshops?  

Florentine Joop: Man muss einfach sagen, dass man mich haben will. Jetzt zum Beispiel bin ich in Bitterfeld zum Tag des Buches, und dann mache ich das mit den Kindern. 

8 Spuk im Zuhause von Familie Joop

SH: Gestern war ich ja bei dir Zuhause. Und du hast mir erzählt, dass es bei euch zu Hause ein bisschen spukt.


Florentine Joop: Im Moment ganz schlimm wieder. 


SH: Du hast mir das mit der schwarzen Katze erzählt. 


Florentine Joop: Ja, die schwarze Katze. Ja, die aber nur auf dem Überwachungsvideo zu sehen ist.  


SH: Glaubst du an Geister?


Florentine Joop: Nein, also es tut mir leid. Ich glaube nicht an Geister. Ich glaube an
Energie. Ich glaube an Physik.


Ich finde es eine absurde Vorstellung, so was wie den Heiligen Geist und so, das finde ich alles absurd. 

Ich finde die Geister sind in uns. Das ist ja relativ gut erforscht, dass es so etwas gibt wie den Poltergeist, den trägt man ja mit sich rum. (zu dieser Aussage habe ich im Netz geforscht und diesen Artikel gefunden.) 

Ja, ich glaube auch, dass bestimmte Orte mit einem etwas machen. 

Bei uns spukt es. Der Spuk ist ja was anderes als ein Geist. Es spukt ein bisschen in den Leitungen. 

Entweder mit meiner Energie oder mit irgendjemandes Energie. Dann platzen schon mal die Lampen oder es tauchen verschwundene Dinge wieder auf. Das passiert bei uns.

SH: Macht dir das Angst? 

Florentine Joop: Nein, nein, das ist zu akzeptieren. Also, um Gottes willen, nein, es macht mir keine Angst. Es ist tatsächlich so, da ich weiß, dass es das in diesem Haus gibt, fühle ich mich da sicherer.


Irgendwie total nett. Sie sind ja wohlmeinend. Nur dass man immer wieder Lampen kaufen muss. Ich glaube, sie - oder es - will kommunizieren.

9 Florentine Joops Bilder

SH: Zum Abschluss möchte ich noch sagen, die Ausstellung wird jetzt hier in der Galerie bis Ende Januar 2024 hängen. Also bis ins nächste Jahr rein. Alle Bilder kann käuflich erwerben. Der Preis steht auch dran. 

Wir wollen sie dann aber bis zum Ende der Ausstellung gerne hier lassen, oder? 
 

Florentine Joop: Es sei denn, es geht nicht, denn es ist bald Weihnachten und man muss schneller handeln. Susanne, es ist doch Weihnachten!


SH: Also man kann sie auch vorher nach Hause mitnehmen oder bekommen. 

(Applaus)

Florentine Joop und Susanne Höhne in der Kunstgalerie
Florentine Joop und Susanne Höhne 

Florentine Joop und Susanne Höhne

Dieses Interview ist spontan zur Eröffnung der Ausstellung “Sehen und Gesehen werden” in der Kunst liebt Mut Galerie in Leipzig am 10.11.2023 entstanden. 

Wir freuen uns, wenn du dich für die Bilder von Florentine Joop interessierst. Hier im Galerie-Shop hast du die wunderbare Chance, eines der Kunstwerke zu kaufen. 

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